Was versteht man unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS)?
Das Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) ist durch eine dem Entwicklungsalter unangemessene Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität gekennzeichnet. Es ist eine neurobiologische Störung, die zwischen 3 und 7% der Schulkinder betrifft.
Trotzdem einige Menschen mit dieser Störung ohne Diagnose und angemessene Behandlung ein sehr erfolgreiches Leben führen, kann diese Störung auch zu ernsten Problemen führen, wie z.B. Schulversagen, Depressionen, Schwierigkeiten in der Familie, Beziehungsproblemen, Suchtverhalten, Delinquenz, erhöhtes Unfallrisiko und berufliches Versagen.
Deshalb sind eine frühzeitige Diagnose und Behandlung äußerst wichtig.
Hat mein Kind ADHS?
Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine ausführliche ärztliche und psychologische Diagnostik.
Einige typische ADHS Symptome werden bereits von Eltern oft beobachtet. Dazu zählen die folgenden Schwierigkeiten mit:
Der Impulsivität
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Mangelhafte Verhaltenskontrolle
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Handelt rasch ohne nachzudenken
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Wechselt rasch Beschäftigungen
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Kein planvolles Arbeiten
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Kann nicht abwarten
Der Unaufmerksamkeit
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Schwierigkeiten mit einer Arbeit zu beginnen
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Mangelhafte Daueraufmerksamkeitsspanne
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Mangelhafte Fähigkeit, Anstrengung über einen ausreichend langen Zeitraum aufrecht zu erhalten
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Geringe Frustrationstoleranz
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Speicherprobleme mit dem Kurzzeitgedächtnis
Hyperaktivität
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Unruhig, zappelig, umtriebig (Zappelphilippsyndrom)
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Gesteigerter Bewegungsdrang
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Enormer Kraftaufwand z.B. beim Schreiben oder Malen
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kann nicht sitzen bleiben
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redet übermäßig viel
Wie läuft die Therapie ab?
Unser therapeutisches Angebot für Kinder mit diesem Störungsbild beruht auf dem multimodalen Behandlungsansatz. Dieser orientiert sich an den Leitlinien von Döpfner et al. (2000) und basiert auf der Kombination verschiedener Interventionen: der Beratung der Bezugspersonen, Elterntraining, Interventionen in der Familie, im Kindergarten oder in der Schule, kognitive Verhaltenstherapie des Kindes und medikamentöse Behandlung.
Die Therapie ist grundsätzlich ressourcenorientiert und findet in Einzel- oder Gruppenstunden statt.
Mit Hilfe verhaltenstherapeutischer Elemente wird in der Kindertherapie unter folgender Zielsetzung gearbeitet (vgl. Neuhaus):
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Finden der Leistungsinseln der Kompetenz
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Verlängerung der Daueraufmerksamkeitsspanne
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Funktionelles Verstehen der Symptomatik
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Systematisierung des Wahrnehmungsstils
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Strategieerwerb zur Kompensation der Stimmungsschwankungen zur:
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besseren Selbstorganisation
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Vergrößerung der Arbeitsspeicherkapazität
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Verbesserung der feinmotorischen Umsetzung (z.B. Schrift)
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Dabei werden verschiedene Methoden eingesetzt, um mit den Kindern individuell zu üben und zu trainieren. Wichtig für den Erfolg der therapeutischen Maßnahme sind der Aufbau einer tragfähigen positiven Beziehung zwischen Therapeut und Kind und die konsequente Bereitschaft der Eltern zur Mitarbeit.
Die Teilnahme an einem ADHS Elterntraining nach Neuhaus wird in unserer Praxis angeboten und empfohlen. Dabei werden neurophysiologische und neuropsychologische Hintergründe dargestellt, die Akzeptanz von ADHS durch die Aufklärung darüber gefördert und gezielte Hilfen zum Verhaltensmanagement erarbeitet und angeboten.
Als chronische Störung kann ADHS nach dem derzeitigen Forschungsstand mit keiner Therapiemöglichkeit geheilt werden. Das Ziel des von uns verwendeten Behandlungsansatzes ist es, das Kind und seine Umgebung im Umgang mit ADHS kompetent zu machen.